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Hans Tombrock, Selbstportrait, Malervagabund (l.); Filmplakat "Der Vagabund", Titelblatt des Illustrierten Film-Kuriers (1930), (m.); Jo Mihaly, Ausdruckstänzerin und Schauspielerin mahnt an: "Nie wieder Krieg"! (r.)

29.11.2002, Projekt Gulliver

LESUNG: UND WOLLT IHR WISSEN, WER ICH BIN ...

Ob im Portrait des "Handwerksburschen" von Hans Bönnighausen, der "Bettlerin", einer am Straßenrand hingeworfenen Kohlezeichnung oder in einem Gedicht, die ganze Freiheit und Verzweiflung der Zeit der "Vagabundenbewegung" (1927-1933)  wird offengelegt. Die verheerenden Folgen des 1. Weltkrieges noch nicht  verkraftet, sind sie mit den politischen und sozialen Umwälzungen konfrontiert. Schon naht die nächste Katastrophe, die Nationalsozialisten, die der Bewegung 1933 ein radikales Ende bereiten. Der Film "Der Vagabund", an dem einige Maler- und Dichtervagabunden mitwirkten, ist dazu das passende historische Film-Dokument.
Als Hitler an die Macht kam, landeten viele der Vagabunden in KZs, z.B. Gregor Gog, der Kopf der Vagabundenbewegung und Herausgeber der Zeit- und Streitschrift "Der Kunde".
Er und viele Mitstreiter wurden Kommunisten, andere Mitläufer. Hans Tombrock floh und irrte quer durch Europa, traf später im schwedischen Exil auf Bertholt Brecht. Gregor Gog ging nach Moskau. Jo Mihaly, Ausdruckstänzerin, Schauspielerin und Schriftstellerin, konnte sich in die Schweiz retten. Auch sie hat die Bewegung mit beeindruckenden Gedichten und Briefen bereichert. Die, die überlebten, engagierten sich auch nach dem 2. Weltkrieg für Mitmenschlichkeit soziale Gerechtigkeit.

Jo Mihaly aus: Der Kunde Heft 5/6, 2. Jg., 1929
Ich bin in die Ferne gewandert,
so weit der Himmel ist:
ich habe in manchen Spelunken
mein Quantum Verstand vertrunken
und wieder mich nüchtern geküsst (...).


anlässlich der Ausstellung Hans Bönnighausen – Ein Malervagabund
Lieder und Texte der Vagabunden zusammengestellt von Elvira Reith
Es lesen: Klaus Schweitzer, Schauspieler, Köln, Elvira Reith
Dazu Anekdoten aus dem Leben der Vagabunden von Hannes Kiebel

Ort: Gulliver, Köln, Trankgasse 20
in Zusammenarbeit mit dem Fritz-Hüser-Institut, Dortmund, KALZ e.V., AXA Art, Köln