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"Bettelnde" von Hans Bönnighausen (l., Zeichnung verschollen); Bertholt Brecht im schwedischen Exil, gemalt von Hans Tombrock (m.); Jo Mihaly (r.), Ausdruckstänzerin, Mary Wigman Schülerin, mahnt an: "Nie wieder Krieg"!

06.06.2004, Antiquariat Gregor Gog

MATINEE: UND WOLLT IHR WISSEN, WER ICH BIN ...?

Ob im Portrait des "Handwerksburschen" von Hans Bönnighausen, der "Bettlerin", einer am Straßenrand hingeworfenen Kohlezeichnung oder in einem Gedicht, die ganze Freiheit und Verzweiflung der Zeit der "Vagabundenbewegung" (1927-1933) wird offen gelegt. Die verheerenden Folgen des 1. Weltkrieges noch nicht verkraftet, sind sie mit den politischen und sozialen Umwälzungen konfrontiert. Schon naht die nächste Katastrophe, die Nationalsozialisten, die der Bewegung 1933 ein radikales Ende bereiten. Der Film "Der Vagabund", an dem einige Maler- und Dichtervagabunden mitwirkten, ist dazu das passende historische Film-Dokument.
Als Hitler an die Macht kam, landeten viele der Vagabunden in KZs, auch Gregor Gog, der Kopf der Vagabundenbewegung und Herausgeber der Zeit- und Streitschrift "Der Kunde".
Er und viele Mitstreiter wurden Kommunisten, andere Mitläufer. Hans Tombrock floh und irrte quer durch Europa, traf später im schwedischen Exil auf Bertholt Brecht. Gregor Gog ging nach Moskau und erlitt ein hartes Schicksal. Jo Mihaly, Ausdruckstänzerin, Schauspielerin und Schriftstellerin, konnte sich in die Schweiz retten.  
Auch sie hat die Bewegung mit beeindruckenden Gedichten und Briefen bereichert. Die, die überlebten, engagierten sich auch nach dem 2. Weltkrieg für Mitmenschlichkeit soziale Gerechtigkeit.

Anl. Ausstellung:
Hans Bönnighausen – ein Malervagabund, Berlin, Antiquariat Gregor Gog, 6.6. – 12.9.2004

Eröffnung 6.6.2004 – 11.30 h
Matinee mit Lyrik und Texten aus der Vagabundenbewegung
Es liest: Maria Liedhegener, Schauspielerin, Köln
Einführung: Prof. Rainer Noltenius
Idee und Gestaltung: Elvira Reith
in Zusammenarbeit mit dem Fritz-Hüser-Institut Dortmund

Parallel zur Ausstellung: Bertholt Brecht – Hans Tombrock. Eine Künstlerfreundschaft im skandinavischen Exil, Berlin, Nicolai-Haus, 5.6. – 12.9.2004